Wer die Strukturen und Denkweisen der heutigen Unternehmen verstehen will, sollte sich zunächst einmal mit der Geschichte der menschlichen Entwicklung und der Entstehung von Organisationsmodellen auseinandersetzen. Denn Transformation von Unternehmen ist nur dann möglich, wenn man versteht, wie die bisherigen Strukturen entstanden sind. Spannend ist vor allem, wann sie entstanden sind.
In diesem Artikel möchte ich mich mit der Entstehung der Strukturen (Hierachie, Identitäts- und Rollenverständnis und damit einhergehenen Denkweisen) beschäftigen. Es ist wichtig, nachzuvollziehen, dass wir momentan auf neue Paradigmenwechsel zusteuern, die auch vor der Unternehmenswelt nicht haltmachen. Wer rechtzeitig diese Bewegung sieht und sich mit ihr auseinandersetzt, wird in Zukunft weiter wettbewerbsfähig bleiben können, produktiver sein und sich auf dem Markt auch in Bezug auf Fachkräftemangel und Mitarbeiterbindung behaupten können. Die alten Strukturen haben ausgedient. Lesen Sie zunächst, wann und wodurch Organisationsmodelle entstanden sind.
Mesopotamien, oft als "Wiege der Zivilisation" bezeichnet, liegt im Gebiet des heutigen Irak sowie Teilen von Syrien und der Türkei. Der Name "Mesopotamien" stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet "zwischen den Flüssen", eine Bezeichnung, die sich auf die Lage zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris bezieht.
Dieses Gebiet war der Standort einiger der frühesten bekannten Zivilisationen der Welt, darunter die Sumerer, Akkader, Babylonier und Assyrer. Mesopotamien zeichnet sich durch seine reiche Geschichte aus, die bedeutende Entwicklungen wie die Entstehung der ersten Städte, Erfindung der Schrift (Keilschrift) und frühe Formen von Gesetzen und Regierung umfasst.
Ca. 4.000 v.Chr. begann hier die Blüte einer neuen menschlichen Entwicklungsgesstufe und zum ersten Mal auch die Entstehung von Organisationsmodellen. Waren es zuvor erst kleine Familienverbände (vor ca. 100.000 Jahren), später Stämme (ca. 13.000 v.Chr.) und dann Stammesfürstentümer mit Gartenbau (ca. 8.000 v.Chr.) und anfänglichen Imperien, entwickelten sich jetzt die Landwirtschaft, Staaten und Zivilisationen, Institutionen, Bürokratien und organisierte Religionen.
Lebten die Menschen zuvor noch vorrangig in der Gegenwart wurde es ihnen nun möglich, lineare Zeit (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) nachzuvollziehen. Das Bewusstsein verstand nun die Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung. "Ereignisse konnten erstmalig in die Zukunft projiziert werden (Start der Landwirtschaft).
1. Errungenschaft: Prozesse wurden erfunden - es wurde möglich Erfahrungen aus der Vergangenheit in der Zukunft zu wiederholen. Das machte Landwirtschaft erst möglich.
2. Errungenschaft: Kurz- und langfristige Planung wurden jetzt möglich.
3. Errungenschaft: Notwendiges Wissen hing nicht mehr von einer Person ab. Jeder wurde ersetzbar. Menschen wurden austauschbare Ressourcen.
Durch die bessere Nahrungsmittelversorgung konnte nun eine Klasse von Machthabern, Verwaltern, Priestern, Kriegern und Handwerkern (Autoritäten) ernährt werden.
4. Errungenschaft: die patriarchalische Autorität, die bestimmt, was richtig oder falsch ist, wird nun mit einer Rolle verbunden und nicht mehr mit einer mächtigen Person (z.B. die Robe des Priesters - wer sie trägt, hat die Autorität)
5. Errungenschaft: formelle Titel, feste Hierarchien und Organigramme - es entsteht eine eindeutige Befehlskette in Form einer stabilen Pyramide mit einer Kaskade formeller Kommunikationswege (von Mächtigen zu Untergebenen - TOP-DOWN).
6. Errungenschaft: Die Menschen erhalten genau definierte Rollen und Identitäten. Es entstehen genaue Aufgabenbeschreibungen und man hält sich an vorgegebene Routinen.
7. Errungenschaft: Es wird ein ganzer Katalog von klaren Regeln erstellt, die befolgt werden müssen, ohne Fragen zu stellen. Wer das Richtige tut, wird belohnt (im jetzigen oder nächsten Leben) und wenn man das Falsche sagt oder tut, wird man bestraft oder aus der Gruppe ausgeschlossen und leidet womöglich auch im Jenseits. Menschen verinnerlichen die Regeln und die moralischen Grundsätze - wenn sie davon abweichen, fühlen sie Schuld und Scham.
8. Errungenschaft: einige Mitarbeiter (Führungskräfte) werden beauftragt, die Befolgung dieser Regeln zu überprüfen und Disziplinarmaßnahmen und Strafen zu verhängen, wenn sie gebrochen werden. Die Weltsicht beschreibt Arbeiter als faul und unehrlich. Sie brauchen klare Vorgaben, sie müssen kontrolliert werden und man muss ihnen sagen, was von ihnen erwartet wird. ANWEISUNG + KONTROLLE = RESULTATE
9. Errungenschaft: Informationen werden nur geteilt, wenn es notwendig ist.
10. Errungenschaft: Mitarbeiter "gehören" der Organisation - eine lebenslange Beschäftigung wird erwartet. Wer austritt oder gekündigt wird, läuft Gefahr seine Identität und seine soziale Eingebundenheit zu verlieren.
Das Ego und der Selbstwert sind nun sehr stark von der Meinung anderer abhängig. Sie suchen in ihrem sozialen Umkreis nach Bestätigung, Akzeptanz und Zugehörigkeit. Menschen auf dieser Entwicklungsstufe verinnerlichen Gruppennormen. Das Denken wird von der Überlegung bestimmt, ob man das richtige Erscheinungsbild, das richtige Verhalten und Denken zeigt, um dazuzugehören. Es herrscht ein dualistisches Denken nach dem kollektivem Motto: Wir oder die anderen. (Wenn du Mitglied meiner Gruppe, eines Unternehmens, einer Organisation bist, ein Anhänger meiner Mythologie, meiner Ideologie - dann wirst auch du ""erlöst". Du gehörst zu uns. Aber wenn du einer anderen Kultur, Gruppe, Mythologie angehörst und an einen anderen Gott glaubst, dann bist du verdammt).
Die Weltsicht ist statisch. Es gibt unveränderliche Gesetze (Dinge sind entweder richtig oder falsch) und das Ego sucht nach Ordnung, Stabilität, Voraussagbarkeit. Veränderungen werden mit Argwohn betrachtet. Menschen mit dieser Denkweise sind damit zufrieden, in ihrer Rolle zu bleiben und nicht nach Höherem zu streben. Sie identifizieren sich mit ihrer Rolle. Individuelle Talente werden nicht erkannt oder entwickelt.
Seitdem verstecken sich Menschen hinter einer SOZIALEN MASKE.
Wir verinnerlichen die Verhaltensweisen, die von Menschen unseres Ranges und unserer Arbeitsaufgabe erwartet werden. Dies drücken wir über unsere Kleidung aus, die unsere Position im Unternehmen begleitet: Anzüge, Kostüme, blaue Kittel, weiße Kittel, Robe, etc.. Damit nehmen wir auch eine bestimmte Identität an. Führungskräfte, Offiziere gehen auch heute teilweise noch in andere Kantinen, haben andere Gesprächsthemen, machen andere Witze und zeigen eine andere Form der Selbstoffenbarung, als Arbeiter. Die soziale Stabilität hat den Preis, dass wir eine Maske tragen, indem wir lernen, uns von unserem einzigartigen Wesen und unseren persönlichen Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen zu distanzieren.
Die heutigen unternehmerischen Strukturen sind über 6.000 Jahre alt! Auf der einen Seite bewundernswert, dass sie sich so lange gehalten haben. Auf der anderen Seite fraglich, ob sie noch auf dem Stand der Zeit sind.
Übrigens, auch heute noch funktionieren Regierungsinstitutionen, öffentliche Schulen, religiöse Institutionen und das Militär auf dieser Grundlage. Viele Teile der erwachsenen Bevölkerung in den entwickelten Gesellschaften denkt und lebt nach diesem Paradigma. Die meisten Unternehmen nutzen nach wie vor die Errungenschaften dieser Zeit.
Aber gehen wir mal weiter und schauen, was sich im Laufe der Jahrtausende geändert hat.
Bereits in der Renaissance (Beginn ca. 15. / 16. Jahrhundert) entwickelte sich zunächst eine Minderheit (Wissenschaftler und Künstler) zum modernen Denken. Mit der Aufklärung und der indudstriellen Revolution breitete sich diese neue Denkweise in gebildeten Kreisen aus. Aber erst nach dem 2. Weltkrieg umfasste diese Entwicklungsstufe einen signifikanten Anteil der Bevölkerung. Heute ist diese Weltanschauung wahrscheinlich dominierend, wobei alle vorherigen Entwicklungsstufen sich auch heute noch zeigen. Nicht jeder Mensch steht auf der gleichen Stufe. Auch Unternehmen vereinen Anteile aus allen Entwicklungsstufen (auch den hier nicht genannten). Was hat sich geändert?
Mit dieser Entwicklungsstufe wird den Menschen bewusst, dass es kein absolutes richtig oder falsch gibt. Es gibt nur Dinge, die besser funktionieren als andere.
Je besser ich verstehe, wie die Welt funktioniert, desto mehr kann ich erreichen. Die beste Entscheidung ist diejenige, die die besten Ergebnisse bringt. Das Ziel ist es, besser zu sein, als andere. Ging es zuvor nur um das sozial akzeptierte Selbst, geht es jetzt darum in sozial akzeptierter Weise erfolgreich zu sein. Es geht darum, die gegebenen Karten bestmöglich auszuspielen.
11. Errungenschaft: Erfolg, die besten Ergebnisse erzielen, steht an erster Stelle
12. Errungenschaft: EFFEKTIVITÄT = Maßstab für Entscheidungsfindung
13. Errungenschaft: Innovationen haben massiv zugenommen. Der Status quo wurde immer wieder hinterfragt und eine Veränderungskultur geschaffen.
14. Errungenschaft: neue Abteilungen, die es zuvor nicht gab, wurden geschaffen: Forschung und Entwicklung, Marketing und Produktmanagement
15. Errungenschaft: jetzt stehen Prozesse und Projekte im Mittelpunkt
16. Errungenschaft: die Hierarchie bleibt bestehen, es kommen aber Projektgruppen, virtuelle Teams, funktionsübergreifende Initiativen, Expertenfunktionen, interne Berater hinzu
17. Errungenschaft: aus Befehl und Kontrolle wird Vorhersehen und Kontrolle - es entsteht Management nach Zielvorgaben (es ist in gewissem Maße egal, wie diese Ziele erreicht werden, solange sie erfüllt werden).
18. Führung ist zielgerichtet. Aufgaben stehen über Beziehungen.
19. Errungenschaft: Mitarbeiter können im Rahmen der Zielerreichung ihre Kreativität und Talente ausleben
Die Schwierigkeit ist, dass in der Praxis die Realität oft anders aussieht:
Die Ängste des Egos, Prägungen und Konditionierungen in Form von Glaubenssätzen gewinnen die Oberhand. Führungskräfte haben Angst, die Kontrolle abzugeben. Sie haben Schwierigkeiten den MitarbeiterInnen zu vertrauen, weshalb weiterhin Entscheidungen von oben getroffen werden, die bei Mitarbeitern weiter unten in der Hierarchie besser aufgehoben wären.
Gleiches gilt bei dem jährlichen Kampf um das Budget. Führungskräfte versuchen möglichst niedrige Zielvorgaben zu erreichen, damit sie sicher sein können, dass die Ziele auch erreicht werden können, um ihre Boni einstreichen zu können. Auf der Gegenseite legt das Top Management Ziele fest, die höher sind als ihre Versprechen an die Aktionäre, denn auch sie wollen ihre Boni. Es geht nicht um die realistische Machbarkeit, sondern um fiktive Zahlen auf dem Papier, die von der Angst beherrscht werden, die Vorgaben nicht zu erreichen. Damit verfehlen sie ihren eigenlichen Zweck.
20. Errungenschaft: Menschen werden durch materiellen Erfolg motiviert - ganze Anzahl an finanziellen Anreizen wurden geschaffen
21. Errungenschaft: Einführung der Personalentwicklung (jeder Mensch sollte seine Talente entwickeln können und bestmöglich zum Ganzen beitragen)
22. Errungenschaft: Menschen können prinzipiell den Beruf wählen, der zu ihren Talenten und Zielen passt. Lebenslange Beschäftigung verliert an Wert. Menschen übernehmen Verantwortung und gestalten ihre Karriere selbst. Dafür wechseln sie alle paar Jahre die Position (in einem Unternehmen oder auch in verschiedene)
23. Errungenschaft: obligatorische Uniformen werden durch einheitlichere Businessanzüge ersetzt.
24. Verschmelzung der Identität mit dem Rang und der Position wird geschwächt.
Menschen, die diese Denkweisen übernommen haben, hinterfragen Autoritäten, Gruppennormen und den althergebrachten Status quo und vertrauen auf Expertenwissen (und nicht mehr auf die Autorität), um Einsichten in die komplexen Mechanismen der Welt zu erlangen.
Wir können selbst die Wahrheit untersuchen, ohne ein religiöses Dogma oder eine politische Autorität zu fürchten und ohne unser Leben zu riskieren (Anmerkung ohne Bewertung: Regierungsinstitutionen denken und handeln noch in der vorherigen Entwicklungsstufe. Wie man in den Jahren 2020 bis 2022 sehen konnte, wurde diese Entwicklung für die Bevölkerung stark eingeschränkt. In dieser Zeit kam es auch bei vielen Teilen der Bevölkerung zu einem Rückzug ins vorherige Paradigma).
Wissenschaftliche Untersuchungen, Innovationen und Unternehmertum brachten uns in nur 200 Jahrhunderten ein nie dagewesenes Ausmaß an Wohlstand. Die Lebenserwartung erhöhte sich um einige Jahrzehnte.
Die Weltsicht ist äußerst materialistisch (nur was man sehen und fühlen kann, ist real). Daher wird jeder Form von Spiritualität und Transzendenz misstraut. Unser Ego erreicht auf dieser Stufe sein Hoch an Dominanz. Wir wollen immer "mehr" - eine neue Beförderung, ein neues Haus, den Lebenspartner, das nächste Auto und gehen davon aus, dass wir glücklich sind, wenn wir diese Ziele erreicht haben.
Wir leben in diesem Paradigma in der Zukunft. Unsere Gedanken kreisen immer um das, was wir noch tun müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir wissen zum Teil gar nicht mehr, wie es ist, im gegenwärtigen Moment zu leben.
Eine neue Maske, die PROFESSIONELLE MASKE, kommt hinzu. Bloß immer glaubwürdig wirken, beschäftigt sein, aber gleichzeitig kompetent und gelassen, jede Situation unter Kontrolle haben. Der Spruch: "Ich bin ein sehr rationaler Mensch." genießt höchstes Ansehen. Emotionen, Zweifel, Träume, die eigenen Verletzungen, Bedürfnisse werden strikt hinter einer Maske verborgen. Unsere Identität hängt jetzt mit unserer Professionalität zusammen.
Statussymbole haben sich aus der vorherigen Zeit weiter gefestigt: der Parkplatz und der Firmenwagen für die Führungskraft. Reisen erster Klasse, großzügige Aktienpakete und Abfindungen, überdimensionierte Büros, teilweise abgetrennte Etagen mit elitärer Ausstattung prägen noch immer den Unterschied zu den unteren Hierarchien.
Auch wenn sich das kaum jemand eingestehen mag. Diese Weltsicht sieht Unternehmen und Organisationen als Maschinen. Schauen wir uns dazu einfach die genutzte Sprache an:
In modernen Unternehmen und Organisationen ist Raum für Energie, Kreativität und Innovation. Das Problem ist, dass Maschinen weder ein Leben, noch eine Seele haben. Fragen des Sinns bleiben außen vor.
Die Folgen sind immens, wenn das Leben nur dann erfolgreich ist, wenn man die Spitze erreicht. Irgendwann stellt sich das Gefühl innerer Leere ein. Die einen erleiden eine Midlife-Crisis und andere wandern ab ins Burnout. Viele können mit diesem Tempo und diesen Erwartungen nicht mithalten. Entweder realisieren sie, dass sie es nie an die Spitze schaffen werden oder sie erfahren, dass die Spitze nicht das hält, was sie suggeriert hat.
Andere verlieren den Sinn in ihrem Tun. Denn jedes Jahr beginnt von neuem mit noch höheren Zielvorgaben, Umstrukturierungen und Managementtools, die endlich die versprochene Effektivität bringen sollen.
Immer mehr Menschen verfügen heute über die Mittel zum Leben, aber über keinen Sinn, für den sie leben
(Viktor Frankl)
Diese Weltsicht hat sich erst nach dem 2. Weltkrieg richtig durchgesetzt, viel bewegt und geschaffen. Man könnte in den neuen Errungenschaften die Lösung für eine erfolgreiche Zukunft sehen. Ist dieses Paradigma doch von Erfolg und Effizienz durchdrungen. Auch die Innovationen in den letzten 200 Jahren waren von ausschlaggebender Bedeutung und haben zu einem immensem Wachstum geführt. Die meisten Unternehmen werden aus dieser Perspektive geführt, basieren aber noch von ihren Strukturen auf der ersten Organisationsform. Viele Denkweisen dieses Paradigmas werden aber auch aufgrund der Ängste in den Führungsriegen unterwandert, so dass die möglichen positiven Ansätze für die MitarbeiterInnen damit nicht zum tragen kommen.
Im Laufe der menschlichen Entwicklungsreise gab es unterschiedliche Bewusstseinsstufen. Interessant ist, dass am Anfang die Abstände zwischen den Entwicklungsschritten viel größer waren, als sie es jetzt sind.
ca. 100.000 bis 50.000 v.Chr. kleine Familiengruppen, Nahrungssuche als Grundlage des Überlebens
ca. 13.000 v.Chr. Bewegung hin zu Stämmen
ca. 8.000 v.Chr. Stammesfürstentümer, nur wer die Macht hatte, regierte die Welt
ca. 4.000 v.Chr. Staaten und Zivilisationen, Landwirtschaft, erste Organisationsformen entstehen
Beginn 15./16. Jahrhundert Weiterentwicklung der Organisationsformen - moderne Weltansicht (allerdings erst durchgesetzt nach dem 2. Weltkrieg)
Unsere heutigen Organisationen und Unternehmen basieren auf der Entwicklungsstufe, die vor ca. 6.000 Jahren begann. Erst im letzten Jahrhundert folgte ein "Upgrade".
Wichtig zu verstehen ist, dass jeder Mensch selbst auch einer Weltsicht, einem Paradigma anhängt. Das muss nicht dem des Unternehmens entsprechen. Wenn ein Mensch sich noch auf einer früheren Entwicklungsstufe befindet, ist es ihm nicht möglich, die neuen Errungenschaften zu denken und vor allem zu verstehen. Erst einschneidende Erlebnisse, Krisen, besondere Umstände führen dazu, dass wir unsere Weltsicht in Frage stellen und nach neuen Einsichten suchen. Umgekehrt hat ein Mensch auf einer höheren Entwicklungsstufe (was nicht besser oder schlechter bedeutet) die darunter liegende Entwicklungsstufe integriert.
Schattenseiten hat jeder Evolutionsabschnitt. Überwiegen trotzdem die Vorteile oder bringt uns die noch vorherrschenden zwei Weltansichten auf Basis der 6.000 Jahre alten Vorgängerversion an den Rand des Abgrundes?
Warum erreichen derzeit die Krankenheiten in den Unternehmen nie dagewesene Höchststände? Warum steigen die Burnout Diagnosen? Warum steigt die Fluktuation? Welche Rolle spielen die neuen Generationen?
In diesem Artikel habe ich mich auf die Herkunft unserer vorrangigen Organisationsmodelle beschränkt. Es gibt bereits neue Ansätze, die ich in einem weiteren Artikel behandeln werde.
(angelehnt an Quelle: Reinventing Organizations, Frederic Laloux, 2015 Verlag Franz Vahlen GmbH, München)